Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Fragen zu speziellen Druckern oder Anwendungen
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nichtgedacht
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Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von nichtgedacht »

Hallo und guten Tag,

Mir wird leider die richtige Vorgehensweise nicht klar, weil mir die Begriffe nicht klar sind.

Folgt man der Anleitung von TP, bilden "Printer + Papier" das Gerät. Nach dem Einlesen der Testcharts mit einem Spectrometer kann man aus den Werten ein ICC Profil erstellen.
Die Werte aus dem Profil werden dann von TP importiert und mit der benannten Papiersorte berücksichtigt. Aus Sicht von TP ist das eine Profilierung. TP weiß jetzt, welche
Werte am Eingang von TP zu welchen Punkten im Farbraum des Drucks werden bei Default Verhalten.

Aus Sicht einer Anwendung, sagen wir "The Gimp", bilden aber TP + Printer + Papier das Gerät. Nach dem Anwenden der "Printer + Papier Charakterisierung" durch TP ändert
sich das Verhalten dieses Gerätes. Das eben für TP erstellte Profil gilt nicht (mehr) als Charakterisierung für "Das Gerät" aus Sicht der Anwendung. Von diesem Standpunkt
handelt es sich um eine Kalibrierung. (Ich stelle mir das ähnlich vor wie wie bei einem einfachen Monitor der nur per Grafikkarte kalibriert werden kann. Wenn der Monitor z.B. auf sRGB
kalibriert wurde aber sRGB nicht vollständig darstellen kann, hat er durch die manuellen Einstellungen und durch die in die Grafikkarte geladenen Korrekturtabellen jetzt immerhin das
Optimum der Darstellung erreicht. Aus Sicht einer Anwendung bilden dann Treiber + Grafikkarte mit Korrekturtabellen + Monitor das Gerät das dann profiliert werden kann.
Nach der Profilierung werden dann Kalibrierungsdaten und Profilierungsdaten in eine ICC Datei geschrieben was auch da die Tatsachen etwas verschleiern kann.)

In der Anwendung, hier "The Gimp", wird eine Druckvorschau angeboten. Hierfür muss die Anwendung aber ein Profil der Ausgabegerätes kennen. Nur so kann die Anwendung
vor Farben außerhalb vom Gammut des Gerätes warnen oder die Farben so auf einem Monitor mit größerem Farbraum ausgeben wie sie gedruckt werden würden.

Die Dokumentation von ArgyllCMS beschreibt sowohl Printer Kalibrierung als auch Printer Profilierung.
Die Printer Kalibrierung ist weiter unterteilt in:
Kalibrierung mit nativer Unterstützung durch das Gerät
Kalibrierung ohne native Unterstützung durch das Gerät.

Ist hier TP + Printer + Papier insgesamt als ein Gerät zu sehen das native Unterstützung zur Kalibrierung anbietet?

Während Profilierung ein Profil erzeugt das offenbar eine Anwendung über das Verhalten eines Gerätes informiert, ist mir unklar was
Teil der Anwendung ist und was zum Gerät gehört.

Wie erzeuge ich mit ArgyllCMS ein korrektes Profil von "Drucker + Papier" für TP? Ist hier der Workflow für Profilierung richtig
oder der für Kalibrierung?

Wie erzeuge ich ein Profil vom "Drucker" für Gimp? Muss ich nach der Profilierung genannten Kalibrierung oder nach der Kalibrierung
genannten Kalibrierung nochmal über das gesamte Gerät TP + Profil1 + Drucker + Papier" profilieren?

Vorausgesetzt die folgenden Dinge:
Linux OpenSuSE 13.1
ArgyllCMS
The Gimp
TP Studio
Epson Stylus Photo R2880
mattes Papier
EIZO CX271 Hardware kalibriert auf sRGB and danach unter Linux profiliert
Eye One Pro2 Spectrometer

Was ist die richtige, am meisten akkurate Vorgehensweise?

Viele Grüße
Dieter Brüggemann
zedonet
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von zedonet »

Hallo,

die Profilierung mit eigenem Messgerät (z.B. EyeOne) und Profilgenerator (z.B. ArgyllCMS) erläutere ich weiter unten. Das entstandene Profil kann anschließend auf zwei verschiedene Arten genutzt werden:

1) Einbinden des Profils in TurboPrint

(Der von uns empfohlene Weg, da Variante 2 nur von bestimmten Anwendungen unterstützt wird)

Im Dialog "Profile" wird über den Knopf "Farbdaten importieren" das ICC-Profil geladen. Anschließend verhält sich der Drucker in Verbindung mit dem TurboPrint-Treiber wie ein "sRGB-Gerät", d.h. akzeptiert Daten im sRGB Farbraum und wandelt diese in die passende Tintenmischung für den Drucker.
Alternativ zu sRGB kann auch ein anderer Farbraum wie AdobeRGB gewählt werden oder in TurboPrint Studio auch CMYK-Farbräume wie "ISO Coated v2" oder beliebige andere.


2) Einbinden des Profils in GIMP oder eine andere Anwendung

TurboPrint wird dann nach dem Druck des Farbprofilcharts im unprofilierten Modus betrieben (ICC-Profil nicht eingebunden oder in TurboPrint Control, Karteikarte "Farben": "Farbziel"="Keine Korrektur"). Stattdessen wird das Profil in der Anwendung eingebunden.

Vorteil: Softproofing also Simulation der Druckfarben in der Anwendung möglich
Nachteil: geht nur mit ganz wenigen Awendungsprogrammen


Noch zu den Begriffen "Profilierung" und "Kalibrierung":

Kalibrierung/Linearisierung = Einstellen bzw. Wiederherstellen von definiertem Farbauftrag (Drucker) bzw. Leuchtintensität (Monitor)
Profilierung = Erzeugen einer Farbkorrekturtabelle

Die beste Vorgehensweise ist, erst zu kalibrieren und anschließend zu profilieren, dann kann bei verstellter Kalibrierung (z.B. Gerätealterung) mit einer Neukalibrierung korrekt gedruckt werden, ohne ein neues Profil erstellen zu müssen.

TurboPrint unterstützt nur die Profilierung, d.h. es ist von Zeit zu Zeit eine Neuprofilierung notwendig.

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ICC Profile für TurboPrint erstellen

Um ein ICC-Profil selbst zu erstellen (z.B. mit EyeOne, ColorMunki oder Spyder) müssen Sie zuerst einen neuen Profileintrag im Programm "TurboPrint Control" anlegen: "Profile" -> "Druckerprofile".

Dabei wählen Sie den gewünschten Medientyp (z.B. "Normalpapier", "Tintenstrahlpapier", "Glosssy/Semiglossy Fotopapier"), die Druckqualität (z.B. die höchste Qualität) sowie die Tintenmenge (empfohlen sind 250% - die Tintenmenge läßt sich dann beim späteren Ausdruck noch weiter reduzieren).
Anschließend wird noch ein Profilname vergeben.

Das neue Profil ist nun als zusätzlicher Papiertyp im Druckdialog sichtbar. Anschließend z.B. aus GIMP den zur Profilierungssoftware zugehörigen Farbchart drucken - stellen Sie dabei unbedingt im Druckdialog den neuen Papiertyp ein, um den Profilchart zu drucken. Das Farbmanagement ist wird dabei in TurboPrint automatisch deaktiviert, da für den neuen Medieneintrag noch keine ICC-Datei importiert wurde.

Anschließend messen Sie den Farbchart und erstellen Sie ein ICC-Profil - das kann mit ArgyllCMS unter Linux oder auch mit der Herstellersoftware des Spektrometers auf einem Mac oder Windows-PC geschehen.

Das neu erstellte ICC-Profil können Sie wie oben beschrieben in TurboPrint Control einbinden oder stattdessen in GIMP nutzen.
nichtgedacht
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von nichtgedacht »

Hallo und guten Tag,

die neue Info gegenüber dem Handbuch ist also, dass ein wie im Handbuch beschrieben erzeugtes Profil auch, aber dann exclusiv in der Anwendung benutzt werden kann.

Zitat: Profilierung = Erzeugen einer Farbkorrekturtabelle
Zitat: Das neu erstellte ICC-Profil können Sie wie oben beschrieben in TurboPrint Control einbinden oder stattdessen in GIMP nutzen.

Meine Idee und Frage war ja: Kann man nach der Profilierung und Einbinden des Profils in TP nicht das gesamte Gerät "TP + Profil1 + Drucker + Papier" nochmal quasi von außen profilieren?

Da das Einbinden eines wie von ihnen beschrieben erzeugten Profils in TP ja ein TP internes Berücksichtigen einer "Farbkorrekturtabelle" bewirkt, müsste man das daraus resultierende Gesamtgerät anschließenden profilieren können, um die Eigenschaften (Farbraum) "The Gimp" oder systemweit bekannt zu machen. Die Idee dabei ist das Gerät "Druckertreiber + Drucker" nach der ersten Profilierung so zu behandeln wie sie selber gesagt haben: "Anschließend verhält sich der Drucker in Verbindung mit dem TurboPrint-Treiber wie ein sRGB-Gerät"
Ich will doch schließlich sehen wie sich dieses "sRGB-Gerät" verhält (Stichwort Druckvorschau). Das Gammut Volumen ist doch viel kleiner als sRGB, ragt bei grüngelb aber sogar etwa daraus hervor wenngleich TP am Eingang sRGB Werte akzeptiert und entsprechend dem Intent die Ausgabe rechnet. Man kann auch in der Drucksimulation den Intent auswählen. Das beeinflußt aber natürlich nicht den Druckvorgang selber. Insofern ist vielleicht sogar das ursprünglich erzeugte Profil hier richtig (in Gimp) wenn man den Intent in der Simulation und TP gleich einstellt. Oder vielleicht genauer, für jeden Intent von TP ein eigenes (Drucksimulations-)Profil erstellen und in Gimp nach einbinden "kolorimetrisch absolut" als Anpassung für die Drucksimulation verwenden.

Viele Grüße
Dieter Brüggemann
zedonet
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von zedonet »

Sie meinen also, das Farbmanagement in TurboPrint aktiviert zu lassen und gleichzeitig eine Farbvorschau (Softproof) in der Anwendung (GIMP) ermöglichen?
Das ist ein Thema, das bei uns schon auf der "Agenda" ist, jedoch noch nicht ganz zufriedenstellend gelöst ist.

Die bisherigen Lösungsansätze sind:

1) Es wird ein spezielles ICC-Profil erstellt, welches den verringerten Farbraum des Druckers anzeigt, jedoch die sRGB-Daten von GIMP unverändert an den TurboPrint-Treiber weitergibt.
Das ist leider nur eingeschränkt möglich, da beim ICC-Farbmanagement immer eine Umrechnung über einen Zwischenfarbraum (Farbraum "Lab" oder "XYZ") vorgenommen wird, die Farbdaten werden also leicht verändert.

2) Das gleiche ICC-Profil wird auch für den Softproof in der Anwendung eingebunden - aber so, dass es nicht für den Ausdruck benutzt wird (sonst wird 2x hintereinander korrigiert und die Farben sind falsch).
Das könnte die Lösung sein - ich muss noch prüfen, ob das einfach möglich ist und wie GIMP zu konfigurieren wäre.
zedonet
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von zedonet »

Ich habe jetzt gerade mit GIMP getestet, das unter Einstellungen->Farbverwaltung->Drucksimulationsprofil eingestellte Profil wird nur für die Bildschirmvorschau verwendet, nicht für den Druck. Also können Sie das Profil sowohl in PrintFab als auch in GIMP einbinden.
nichtgedacht
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von nichtgedacht »

Hallo,

ich muss diesen Thread noch mal hochholen. Anlass ist ein Update auf den neuesten Stand von Turboprint.

Inzwischen gibt es ja für meinen Drucker (Epson R2880) mit dem von mir verwendeten Papier (Perma Jet Matt Plus) ein generisches Profi
zum Download. Zusätzlich wird für diese Kombination auch ein Softproof Profil zum Download angeboten.

Ich habe vier Fragen dazu.

1. Welche Einstellungen wurden für diese Profile verwendet? Bitte alle Einstellungen nennen. (Karteikarte Farben)

2. Beim Einbinden als neues Profi (beim "Importieren der Farbdaten")l kommt es zu einer Warnung, dass die ID des Profils nicht übereinstimmt.
Was bedeutet das und wo ist das dokumentiert?

3. Beim Anlegen eines neuen Profils entsteht zunächst eine .tpr Datei (Textdatei). Beim Importieren einer von Ihrem Messservice gelieferten
.pfprofile Datei ensteht eine weitere Datei mit Endung .tpd. Das ist beim Import der generischen .pfprofile Datei von Ihrer Webseite
nicht der Fall. Es wird stattdessen ein großer Chunk Daten in die .tpr Datei geschrieben. Das ist ebenfalls so, wenn man ein selbst erzeugtes
ICC Profil einbindet. Wodurch kommt das unterschiedliche Verhalten zustande?

4. Passt das zuerst genannte generische Softproof Profil für diese Drucker+Papier Kombination auch auf ein individuell von Ihnen gemessenes
Druckerprofil? Wenn nein, liefert Ihr Messservice neuerdings ein separates Profil für Softproof mit?

Viele Grüße
Dieter Brüggemann
zedonet
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von zedonet »

Hallo,

wir bieten im Profil-Downloadbereich auch Profile an, die aus Einmessungen für unsere Kunden stammen.

1. Die Einstellungen beim genannten Profil p040052-r2880-permajet-matt-plus.pfprofile waren:

Druckmodul = Mattschwarz
Papiersorte = Mattes Tintenstrahlpapier
Druckqualität = 5760dpi
Tinten-Sättigungslimit = 200%
Profiltyp = Proof / Studio

2. Zum Importieren in TurboPrint Control den Dialog "Profile" öffnen und einen neuen Eintrag anlegen. Dabei ist nur der Name ist wichtig, die oben genannten Einstellungen werden beim Importieren automatisch vorgenommen.
Dann mit "Farbdaten importieren" die Profildatei laden, dabei kommt eine Warnung, dass die Profil-ID nicht stimmt (da der Profilchart nicht von Ihnen selbst gedruckt wurde) - diese Warnung kann ignoriert werden.

3. Das stimmt so. Profile vom ZEDOnet-Einmessservice werden in die .tpr-Datei integriert, bei ICC-Profilen wird eine zusätzliche .tpd-Datei angelegt.

4. Das Softproof-Profil passt exakt nur für das obengenannte Profil, gibt aber auch einen ungefähren Eindruck für das Druckergebnis auf ähnlichen Papieren.
Falls Sie bei uns ein neues Profil einmessen lassen, liefern wir nicht automatisch ein Softproof-Profil mit. Wir können jedoch ein Softproof-Profil für Sie generieren, dieses können Sie per E-Mail anfordern.
nichtgedacht
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von nichtgedacht »

Hallo,

nochmal zu 1:

Welche Einstellungen soll ich im Karteireiter "Farben" verwenden und damit drucken um
mit dem Profil: p040052-r2880-permajet-matt-plus.pfprofile ein Ergebnis
zu bekommen dass der Darstellung mit dem Softproofprofile p040052-r2880-permajet-matt-plus.icc
entspricht.

https://www.zedonet.com/de_p_turboprint_driver.phtml?printer=Epson%20Stylus%20Photo%20R2880&profile=p040052-r2880-permajet-matt-plus

Also:
  • Farbmodus
  • Farbziel
  • Farbraum
  • Referenzlicht
Zu 3
Ok, aber die Datei p040052-r2880-permajet-matt-plus.pfprofile hat die gleiche extension
wie eine vom "Einmessservice" und ist nicht einfach eine ICC Datei. Wird aber hier wie eine solche
verdaut.

Zu 4:
Ich meinte keine ähnlichen Papiere sondern die konkrete Drucker+Papier Kombination.

Wozu dient der "Einmessservice" wenn nicht standardmäßig ein Softproof-Profil mitgeliefert wird und wenn
man eines auf extra Anforderung bekommt die Parameter unbekannt sind.

Diese Parameter beim Drucken stellen ja quasi die Kalibrierung dar, auf das sich das Softproof-Profil bezieht.

Viele Grüße
Dieter Brüggemann
zedonet
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Re: Profilierung, Kalibrierung, Gerät

Beitrag von zedonet »

Hallo,

zu 1)

das Softproof-Profil (und generell ICC-Profile) sind flexibel einsetzbar unabhängig von

- Farmodus RGB oder CMYK
- Farbziel (in jedem ICC-Profil sind Tabellen für die Farbziele "Wahrnehmungsgetreu", "Sättigung", "Colorimetrisch Relativ" und "Colorimetrisch Absolut" enthalten)
- Farbraum (z.B. RGB-Farbräume wie sRGB, AdobeRGB, ProFoto RGB oder CMYK-Farbräume wie ISOCoated)

Lediglich das Referenzlicht ist auf D50 = 5000K fixiert.

zu 4)

Ja, optimal wäre es, wenn das Softproof-Profil gleich von uns mitgeschickt wird. Das ist zumindest für die Zukunft geplant.
Zu den Parametern siehe 1)
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